Wittingen

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31.10.2021

START DER DORFENTWICKLUNG IN DER REGION DÖRFER AM DRÖMLING


Auftaktveranstaltung am 05. November im Bürgerzentrum Parsau

Seit vielen Jahrzehnten trägt die gemeinsam von Land, Bund und EU ausgestattete Fördermaßnahme Dorfentwicklung (früher: Dorferneuerung) wesentlich zur Erhaltung und Gestaltung des ländlichen Charakters und der Verbesserung der Lebensqualität in unseren Dörfern bei. Einerseits stehen die klassischen Themen wie der Erhalt und die Erneuerung von dorfgemeinschaftlichen Einrichtungen oder die Erneuerung und die angemessene Gestaltung von ortsbildprägenden Gebäuden oder Straßenräumen im Blickpunkt. Andererseits sind seit der Neuausrichtung des Förderprogrammes die Handlungsfelder demographischer Wandel, Sicherung der Grundversorgung, Flächeninanspruchnahme und Klimaschutz gezielt zu berücksichtigen.

Nachdem sich im Landkreis Gifhorn bereits einige Dorfregionen sehr erfolgreich um Fördergelder beworben haben, hat das Land Niedersachsen in diesem Jahr auch die Region Dörfer am Drömling in das lukrative Förderprogramm aufgenommen. Die Dorfregion umfasst folgende Dörfer:

Altendorf, Brome und Zicherie im Flecken Brome

Ehra und Lessien in der gleichnamigen Gemeinde

Ahnebeck, Croya, Kaiserwinkel und Parsau in der Gemeinde Parsau

Tülau und Voitze in der Gemeinde Tülau

Boitzenhagen in der Stadt Wittingen

Das vergleichsweise große Plangebiet sieht sich mit gleichartigen Rahmenbedingungen konfrontiert, die sich u.a. aus der absehbaren Ausweisung des Drömlings als länderübergreifendes Biosphärenreservat sowie aus dem geplanten Ausbau der A 39 und der damit veränderten Verkehrsstruktur ergeben.

Bevor in den folgenden Jahren entsprechende Fördergelder von der zuständigen Förderbehörde, dem Amt für regionale Landesentwicklung in Braunschweig, bewilligt werden können, ist zunächst der Dorfentwicklungsplan zu erstellen. Neben den strukturellen Grundlagen und Rahmenbedingungen sollen hier Leitbilder und Ziele für die Region sowie konkrete Vorhaben formuliert werden, welche die einzelnen Gemeinden dann später beantragen können. 

Der Planungsprozess der Dorfentwicklung zeichnet sich durch eine breite Mitwirkung der interessierten BürgerInnen aus. Den Auftakt dazu bildet die Bürgerversammlung, die am Freitag den 05. November um 19.00 Uhr im Bürgerzentrum in Parsau (unter Beachtung der Corona 2-G Regelung) stattfinden soll. Vertreter der Förderbehörde sowie des beauftragten Planungsbüros werden dabei die Inhalte des Förderprogrammes sowie den geplanten Ablauf erläutern.

Entsprechend der absehbaren Handlungsfelder werden auf dieser Veranstaltung außerdem die nachfolgenden Arbeitskreise gegründet. Die BürgerInnen aus der Region sind dazu aufgerufen, ihre Ideen und Vorstellungen zur zukünftigen Entwicklung ihrer Dörfer durch eine aktive Mitarbeit zu äußern.

Die Arbeitsgruppen in der Dorfregion Dörfer am Drömling

Straßenraum und Mobilität: Hier stehen erforderliche Erneuerungen von kommunalen Straßenräumen im Blickpunkt. So sind einige innerörtliche Straßenzüge durch akute bauliche Schäden gekennzeichnet. An den Durchgangsstraßen steht die Schaffung von barrierefreien Übergängen und von entsprechend ausgestatteten Haltepunkten für den ÖPNV im Mittelpunkt. Zudem ist in einigen Bereichen die Fahrgeschwindigkeit zu reglementieren. Wie ist das Angebot des ÖPNV zu bewerten? Und können weitere Angebote zur Verbesserung der Mobilität beitragen?

Baukultur und Siedlungsentwicklung: Mit dem klassischen Ziel der früheren Dorferneuerung, die traditionellen Ortsbilder zu erhalten und mit neuem Leben zu erfüllen, erfolgt eine Betrachtung der orts- und regionaltypischen Baustruktur. Empfehlungen für entsprechende Neu- oder Umgestaltungen werden abgeleitet; zudem werden Empfehlungen für eine Revitalisierung oder eine Umnutzung von leerstehenden Gebäuden sowie für eine bauliche Nachverdichtung von geeigneten innerörtlichen Flächen ausgesprochen.

Wirtschaft und Tourismus: Neben dem Bestand sollen die Entwicklungsperspektiven der örtlichen Wirtschaftsbetriebe aufgezeigt werden; dabei wird auch auf aktuelle Unterstützungsmöglichkeiten hingewiesen. Vor allem das Angebot für den Tourismus erscheint ausbaufähig, indem kultur- oder naturlandschaftliche Attraktionen (u.a. Nähe zum zukünftigen Biosphärenreservat Drömling), (Rad-)Wegeverbindungen, aber auch Gastronomie und Übernachtungsmöglichkeiten miteinander verknüpft und aufgewertet werden.

Soziales Leben und Daseinsvorsorge: Hier stehen die dorfgemeinschaftlichen Einrichtungen im Blickpunkt, die z.T. auch durch die örtlichen Vereine getragen werden. An den Gebäuden stehen teilweise Modernisierungs- und Erneuerungsvorhaben an, die u.a. auch den Aspekt der barrierefreien Erschließung betreffen. Insbesondere in Brome stellt sich die Frage nach einer neuen zentralen dorfgemeinschaftlichen Einrichtung. Zudem sollen in den Dörfern der Region Möglichkeiten zur Gewährleistung eines angemessenen Angebotes im Bereich der alltäglichen Versorgung, der Freizeitgestaltung, aber auch hinsichtlich Gesundheit und vor allem für das Wohnen im Alter entwickelt werden. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels können über den Planungsprozess hinaus ggfs. unterstützende ehrenamtliche Strukturen geschaffen werden, um die Lebensqualität auch im hohen Alter gewährleisten zu können.

Dorfökologie und Umwelt: Vielfach wird der charakteristische Baum- und Pflanzenbestand in den alten Dorfkernen durch pflegeleichte Ziergärten verdrängt, was sowohl die Lebensräume als auch die Wahrnehmung der Orte beeinträchtigt. Im Blick stehen auch die kommunalen Grünflächen sowie die prägenden Gehölzbestände innerorts. Mit der touristischen Erschließung des Naturraumes können auch Informations- oder Bildungsaspekte verbunden werden. Aspekte des Klimaschutzes und der Anpassung an den Klimawandel gelten im Rahmen der Dorfentwicklung mittlerweile als Querschnittsthema und sollen in sämtlichen Handlungsfeldern aufgezeigt werden.

Landwirtschaft: Unabhängig von den übrigen Arbeitskreisen werden die aktiven Landwirte in eine gesonderte Arbeitsgruppe berufen, um die Problembereiche z.B. im innerörtlichen Verkehrsraum oder auch in Bezug auf die Gemarkung (Wirtschaftswege, Oberflächenwasser) zusammenzutragen. Gezielt soll auf Maßnahmen zur Diversifizierung der betrieblichen Struktur (ggfs. mit dem Ansatz der Regionalvermarktung) und auf entsprechende Fördermöglichkeiten hingewiesen werden.

In der Zeit von Ende Januar bis Mitte April 2022 sollen diese Arbeitskreise jeweils etwa 3 Treffen absolvieren. Im Rahmen der thematischen Arbeitskreise werden für die einzelnen Handlungsbereiche Ansätze zur Lösung bzw. zur Aufwertung erarbeitet. Sämtliche kommunale Vorhaben müssen im Dorfentwicklungsplan angeführt werden, damit sich hierfür eine Förderfähigkeit ergibt. Die Protokolle der Sitzungen werden auf den hompages der Gemeinden präsentiert.

Sofern Interesse an der Mitarbeit besteht, können sich interessierte Bürger unter Angabe der Arbeitsgruppe auch bei dem federführenden Flecken Brome (Frau Bartels) unter Tel. 05833 /84 510 oder unter info@brome.de anmelden.

Als folgende Veranstaltungen finden die Ortsbegehungen statt. Dabei sind die Bewohner in den einzelnen Orten aufgerufen, die jeweiligen Problembereiche im öffentlichen Raum oder die besonderen Potentiale zur Entwicklung ihres Dorfes zu benennen. Folgende Uhrzeiten bzw. Treffpunkt sind vereinbart:

Sonnabend, 13.11.2021

8.30 – Boitzenhagen – DGH

10.00 – Ehra – Dorfring

11.30 – Lessien – Ehrenmal

12.30 – Tülau – Schützenplatz

14.30 – Voitze – Schule

Sonnabend, 20.11.2021

8.00 - Parsau – Gemeindebüro

9.45 – Ahnebeck – Feuerlöschteich

10.30 – Croya – DGH

11.30 – Kaiserwinkel – Dorfteich

12.30 – Zicherie - DGH

13.30 – Brome – Rathaus

15.30 – Altendorf – Kirche

Die auf den Ortsbegehungen benannten Ansätze und Ideen werden anschließend den Arbeitsgruppen zugewiesen, dort weiter thematisiert und können im Idealfall in den Folgejahren einer Lösung zugeführt werden. Nach den Begehungen können weitere Anregungen auch abseits der Arbeitsgruppen über eine sog. Ideenkarte im Internet geäußert werden. Die Verlinkung dazu wird zusammen mit den Ergebnissen der Ortsbegehungen bekanntgegeben.

Dagegen wird die Beratung und Beantragung von privaten Vorhaben, z.B. zur Erneuerung der Fassade oder zur Umnutzung von ortsbildprägenden oder (ehemals) landwirtschaftlich genutzten Gebäuden, etwa ab Mai 2022 erfolgen. Zur Vereinbarung von Beratungsterminen und zur Beschreitung des Antragsweges werden rechtzeitig gesonderte Informationen veröffentlicht.

BS, 19.10.2021

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