Wittingen

Geschichte


Noch heute ist die alte Siedlungsform Wittingens, wie sie auch bei Merian gezeichnet ist, zu erkennen. Als Langoval spannten sich damals die Stadtgrenzen zwischen den beiden Stadttoren Celler Tor im Westen und Klingentor im Osten. In der Grenzbeschreibung des Bistums Hildesheim aus dem Jahre 781 und in einer Urkunde aus dem Jahre 803, in der Karl der Große dem Bischof von Halberstadt die Grenzen seines Bistums aufzeichnet, ist der Name des Wittingaus zum ersten Mal genannt. Daraus ist zu schließen, dass zu dieser Zeit Wittingen als Siedlung bereits bestanden und der weiteren Umgebung den Namen gegeben hat.

Durch den guten Ackerboden, der fast nur in der Nähe Wittingens anzutreffen ist, war es von Anbeginn möglich, Getreide zu ernten und Vieh zu züchten. Im Mittelalter waren die Haupterwerbszweige die Lederverarbeitung und das Bierbrauen. Die Villa Wittingen war deshalb schon im 11. Jahrhundert nicht nur eine bäuerliche Siedlung. Durch die verkehrstechnisch günstige Lage in West-Ost-Richtung war Wittingen bis zur Teilung Deutschlands ein Warenumschlagplatz dicht an der Grenze zur Altmark und von daher ein Tagesrastplatz. Diese West-Ost-Richtung bestimmt heute noch das Stadtbild.

Im 9. Jahrhundert ist die Stephanus-Kirche von Halberstadt aus gegründet worden. Diese Gründung war wichtig für die Entwicklung des Ortes. 1293 hatte sich Wittingen schon so weit zur städtischen Art entwickelt, dass es Mitbesitzerin der Lüneburger Münze wurde. 1340 kam Wittingen von Brandenburg zu Celle und damit zu den Welfen. Während der Hildesheimer Stiftsfehde wurde Wittingen 1519 zerstört. Es erfolgte daraus die Errichtung von Befestigungen. Große Teile dieser Befestigungen wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts abgetragen. Die Wallanlagen sind als Reste hiervon erhalten geblieben.

1639 musste der Ort im 30-jährigen Krieg den kaiserlichen sowie schwedischen Truppen schwersten Tribut entrichten. Während der Einquartierung zweier schwedischer Regimenter brach eine Feuersbrunst aus (31. Januar 1639), die in kurzer Zeit 44 Wohnhäuser in Asche legte. 1640 begann der Wiederaufbau. Einer der rührigsten Bauherren war der ehemalige Kornett Kreyenberg. Sein Haus ist bis heute an der Ecke Lange Straße - Kleine Wallstraße erhalten geblieben. 1662 hatte Wittingen bereits 102 Häuser oder Feuerstätten.

1757 während des Siebenjährigen Krieges zwischen Preußen (Friedrich d. Große) und Österreich (Maria Theresia) erfolgte eine Besetzung Wittingens durch die Franzosen. Fast 10.000 Mann waren damals zeitweise in Wittingen einquartiert. 1803 waren es dann Napoleons Truppen, die den Norden Deutschlands und auch Wittingen besetzten und in Göttingen die Universitätskirche als Magazin benutzten. Deshalb wurde die Orgel dieser Kirche in einer Zeitung zum Kauf angeboten. Trotz der schweren Zeiten entschlossen sich die Wittinger Bürger, für 900 Taler diese wertvolle Orgel zu erwerben. Sie hat bis heute ihren Platz in der Stephanus-Kirche.

1810 erfolgte eine neue Ämtereinteilung nach französischem Muster. Wittingen gehörte danach im Departement Niederelbe zum Distrikt Salzwedel. Innerhalb dieses Distrikts bildete Wittingen den 5. Kanton mit 13 "Communen", deren südlichste Weyhausen mit Tappenbeck und Bokensdorf und deren nördlichste Darrigsdorf mit Glüsingen, Gannerwinkel, Stöcken und Wollerstorf waren. Damit war die Stadt, wie heute, Verwaltungsmitte eines großen Bezirks.

Im Jahre 1888 erscheint die Wittinger Zeitung, die dann ab 1896 als Isenhagener Kreisblatt amtliches Blatt der damaligen Kreisverwaltung Isenhagen war. In dieser Zeit gab es vielfältige Aktivitäten durch Gründung von Firmen wie Stärkefabrik, Molkerei, Ausbau der Brauerei usw. Am 01.12.1900 erreichte die Bahn den Ort Wittingen.

Den Ersten und Zweiten Weltkrieg überlebte Wittingen fast unbeschadet. Nach 1945 gab es in der Stadt Wittingen durch die Vertreibung vieler Deutscher aus den Ostgebieten einen großen Bevölkerungszuwachs und damit eine Vergrößerung des Ortes. Seit der Öffnung der innerdeutschen Grenze am 09.11.1989 leben die bis dahin durch Mauer und Stacheldraht verhinderten persönlichen und auch wirtschaftlichen Kontakte zur Altmark wieder auf. Mehr denn je ist Wittingen wirtschaftlicher und kultureller Mittelpunkt der jetzt wieder um Teile der Altmark bereicherten Region.

Durch die Gebiets- und Verwaltungsreform im Jahre 1974 wurden die ehemaligen Samtgemeinden Wittingen, Knesebeck und Schneflingen sowie die Gemeinden Ohrdorf und Radenbeck zur neuen "Stadt Wittingen" zusammengeschlossen. Vor dieser Reform hatte die Stadt Wittingen 5.100 Einwohner.

Heute hat die Stadt 12.208 Einwohner (Stand 31.12.2021). Die neue Stadt besteht aus 25 Ortschaften und hat eine Katasterfläche von 225 qkm. Sitz der Verwaltung ist Wittingen, in einem im Jahre 1968/69 in der Bahnhofstraße 35 gebauten Rathaus.

 

Daten der Stadt Wittingen auf einen Blick

 

  • 781 Erste urkundliche Erwähnung von Wittingen

  • 1293 Mitbesitzerin der Lüneburger Münze

  • 1429 Entstehung der Privatbrauerei Wittingen

  • 1519 Zerstörung Wittingens während der Hildesheimer Stiftsfehde

  • 1900 Bahnanschluss Wittingens

  • 1925 Bau der heutigen Grund- und Hauptschule Wittingen

  • 1949 Neukonstituierung der Stadt Wittingen

  • 1968 Neubau Rathaus Wittingen

  • 1969 Neubau der Realschule Wittingen (Erweiterungen in den 70er, 80er und 90er Jahren)

  • 1974 Zusammenschluss mehrerer Gemeinden zur Stadt Wittingen

  • 1976 Eröffnung Elbe-Seitenkanal und damit auch des Hafen Wittingen

  • 1981 1200-Jahrfeier Wittingen

  • 1984 Stadt Wittingen Rechtsnachfolger des Zweckverbandes Hafen Wittingen

  • 1984 - 2004 Stadtsanierung Wittingen

  • 1989 Grenzöffnung/Mauerfall zur ehemaligen DDR

  • 1990 Wiedervereinigung / Erweiterung des Einzugsbereiches in die Altmark

  • 2002 Einführung der Eingleisigkeit

  • 2011 Einführung Doppik; Zudem befindet sich das Stadtarchiv der Stadt Wittingen im Junkerhof.


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Heimatverein Wittingen e.V.

Gustav-Dobberkau-Str. 2
29378 Wittingen
Telefon 05831 / 98000